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5.9.2008

Seniorenbergtour auf den Schafgrübler, 2922 m, im Stubai

Filed under: Senioren,Tourenberichte — admin @ 17:28

Sonntag – Dienstag, 24.-26.08.08, mit Hans Kratzer

Sonntag, 24. 08. 08.
½  Stunde zu früh und voller Aufregung harrte ich auf dem Altenerdinger  (S) Bahnhof Parkplatz der Dinge, die in den nächsten 3 Tagen auf mich zukommen würden. Zur Erklärung: Ich habe noch nie auf einer Hütte übernachtet und bin auch noch auf einen 2900er gegangen. Aber dann kamen sie, meine 12 Bergkamerad/innen. Es fehlte nur die Haas Maria. Sie stieg später zu. Pünktlich um 8 Uhr starteten wir mit 3 PKW in Richtung Garmisch, über Innsbruck weiter den alten Brenner hinauf ins Stubaital. Immer enger wurden die Sträßchen, immer blumiger die Balkone und immer höher die Berge. An der Oberissalm gings nicht mehr weiter, von hier mussten wir mit Sack und Pack zu unserer Hütte hinauf. Aber welch ein Glück! Unser umsichtiger Tourenleiter Hans Kratzer wies uns auf eine Seilbahn für Material und Gebäck hin. Diese nutzten dann doch einige um sich beim Anstieg zur 400 m. höher gelegenen Hütte etwas Erleichterung zu verschaffen. Das schöne Wetter sorgte auch so dafür dass wir richtig ins Schwitzen kamen. Immer begleitet vom mächtigen Rauschen verschiedener Wildwasser erklommen wir in Serpentinen auf schmalen Steig die Anhöhe, umgeben von Latschen, Kriechwacholder, verblühten Almenrausch und und dazwischen rot aufleuchtende Preiselbeeren.

Und dann sahen wir sie auf einmal, hoch oben, ganz hinten im Tal, die Franz–Senn-Hütte. Schmal aufragend, grau wie die Berge ringsum, neuerdings an der Talseite mit einer dreistöckigen Feuerleiter ausgestattet. Hinter ihr leuchtendes strahlendes Weiß vor blauem Himmel die Alpeiner Gletscher des Stubai-Gebirges, ab und zu von hellen Wolken verschleiert. Die dunklen Flanken der uns umgebenden Kämme und Gipfel sahen aus wie mit Puderzucker bestäubt. Da oben hatte es wohl kürzlich geschneit.

An der Franz-Senn-Hütte

Gegen 14.30 erreichten wir unser Quartier für die nächsten 2 Nächte. Die Franz-Senn-Hütte ist die größte Tiroler Alpenvereinshütte, mit 80 Betten und 90 Lager. Sie besitzt ein eigenes Wasserkraftwerk zur Energieversorgung, arbeitet mit einer hybriden Heizanlage (Strom, Oil und Pyrolyse) und die Kläranlage funktioniert teilbiologisch. Da staunten wir, so was modernes und komfortables auf 2149 m ! Es gab nur noch für 7 Leute Betten, der Rest der Gruppe war auch mit dem Lager zufrieden. So landete unser Tourenleiter mit 6 Frauen in Box 11 im 3 Stock.

Da es erst um 18 Uhr Essen geben würde beschlossen wir, noch die nähere Umgebung zu erkunden. Der Wegweiser vor der Hütte sagte uns: Höllenrachen – 20 Minuten. Man erreicht ihn gemütlich immer sanft ansteigend am wild zerklüfteten Bachlauf entlang. Dieser Höllenrachen ist ein ausgewiesener schwieriger Klettersteig über tosendem Wasser und steilen Felseinschnitten. Und tatsächlich waren etliche Kletterer unten drin und plagten sich in dem Lärm und die Nässe mit Haken und Seilen herum. Da steigt der Adrenalinspiegel!

Wieder zurück in der Hütte richteten wir schon alles für die Nacht, stärkten uns z.B. mit einem Knödeltrio (Spinat – Speck – und Käseknödel mit Salat) oder einem Duo (2 Knödel nach Wahl ), Kaiserschmarrn mit beschwipsten Rosinen und die unvermeidlichen Grösteln. Der erste Hüttenabend klang aus mit Trinken, Tratschen, Lachen, Erzählen und Zuhören.

Montag. 25.08.08
Um 5.30 wurde es unruhig in den Lagern und Zimmern. Zeit zum Aufstehen, wenn man im Waschraum und am Klo nicht Schlange stehen wollte. 6.30- 7.30 Frühstück (bescheiden) 8 Uhr Abmarsch, diesmal mit leichtem Rucksack. Die Berge waren nur teilweise zu sehen, Wolken und Nebel zogen umher. Anfangs gings über grüne Matten, über uns und vor uns das feine Geläut grasender Schafe. Na klar, wir wollten ja auch  auf den Schafgrübler. Zu sehen war noch lange nichts von ihm. Immer wieder querten wir Rinnsale und kleine Wasserfälle, die bei Unwetter viel kantiges Geröll mit sich gerissen hatten. Weiter oben bot sich ein herrlicher Blick zurück auf die Franz-Senn-Hütte inmitten eines breiten Tales, weit verzweigt durchflossen vom eisblauen Wasser des Alpeiner Baches, dessen Ursprung man bis zur weißgrauen Fläche des Alpeiner Ferners zurück verfolgen konnte. Natürlich gab´s Trinkpausen, der Proviant wurde durch Aufessen reduziert oder wir warteten einfach bis alle wieder zusammen waren. Weiter gings steil hinauf zur Viller Grube, von da an immer weißen Kreis mit roten Punkt folgend über eine Schutthalde. Überall glänzte es silbrig auf abgeschieferten Gneisplatten und Stückchen, graue Steine von leuchtendweißen Quarzadern durchzogen, braun gefärbt durch Eisenoxidation lagen zwischen riesigen Felsquadern. Da konnten einige nicht wiederstehen und luden sich am Rückweg das eine oder andere Steinchen in den Rucksack (weil man ja nicht schon genug zu Hause herum liegen hat.)

Endlich erreichten wir das große Horntaler Joch. Und jetzt konnten wir auch das Ziel unserer Anstrengung sehen. Der Gipfel des Schafgrüblers sieht aus wie ein steiler Geröllhaufen, ohne Weg und Steg. Da kommt man schon ins grübeln, wie man da wohl raufkommen soll. Einige aus der Gruppe zogen es angesichts dieser alpinen Herausforderung vor, doch lieber an Ort und Stelle zu warten und dem Häuflein der Unentwegten nur mit den Augen zu folgen. Beim Aufsteigen sahen wir dann, dass Stellen zum Tritt fassen gut markiert waren. Trotz brüchiger und loser Steine und Schnee in den Ecken erreichten wir schnaufend aber glücklich das Gipfelkreuz.

Am Schafgrübler

Wir hatten gerade so Platz da oben, kein Ort zum Brotzeit machen. Darum Eintrag ins Gipfelbuch und das obligatorische Gipfelfoto, dann die herrliche Aussicht auf die umliegende  Bergwelt genießen. Der Blick wandert über Schroffen und Zinnen über weiße und blaue Berge zurück zu den tiefen grünen Tälern, wunderbar beleuchtet durch Wolkenschatten und helle Sonnenflächen. – Nur Fliegen ist schöner!

Wieder bei den unten wartenden angelangt, stellten wir fest, dass das Absteigen gar nicht so schwierig war wie befürchtet. Da es auf dem Joch recht zog, stiegen wir schnell wieder bis zur Schutthalde ab, um dort endlich richtig Brotzeit zu machen. Da kamen doch wahrhaftig Wanderer den Berg herauf. Bisher waren wir auf unserem Weg noch niemanden begegnet.

In schöner Bergwelt

Da es noch früh am Tag war, beschlossen wir nicht zur Hütte abzusteigen, sondern vorher zum Rinnensee rüber zu gehen. Christa Ottmann hatte uns vorgeschwärmt wie schön es da ist. Beim Wegweiser an der Hütte hatte etwas von 1.1/2 Stunden gestanden. Im warmen Sonnenschein, ab und zu durch den Pfiff eines Mankeis aufgeschreckt, wanderten wir zügig bergab, bis wir in Sichtweite der Hütte an die Abzweigung zum Rinnensee kamen. Die mit den schweren (steinigen) Rucksäcken wollten nicht mehr dort hin, aber der größte Teil der Gruppe marschierte wild entschlossen weiter. Doch von an gings bergauf, nur noch bergauf! In der stillen Hoffnung, dass es hinter der nächsten Biegung eben weiter gehen würde, stiegen wir tapfer eine ¾ Stunde durch die Landschaft. Als uns ein entgegen kommendes Pärchen berichtete, dass es bis zum See noch gut eine ¾ Stunde wäre und es weiter bergauf ginge, kamen uns doch Zweifel, ob wir uns da nicht zu viel vorgenommen hatten. Nur unser Fotograf Kurt Ploner wollte unbedingt zum See und Christa ging mit ihm. Die restliche Gruppe machte sich eingedenk ihrer doch schon etwas überstrapazierten und angemüdeten Gliedmaßen mit der frohen Erwartung auf ein kühles Getränk und eine reinigende Dusche auf den Abstieg zur Hütte. Um 16 Uhr erreichten wir diese, zufrieden unseren Plan erfüllt zu haben. 2 Stunden später, der Himmel wurde immer grauer und die Luft immer kühler, kommen wohlbehalten unsere Seewanderer zurück. 18 Uhr Abendessen, noch etwas zusammen sitzen und diskutieren dann ab in die Koje. Liegen ist etwas schönes, vor allem nach so einem Tag.

Dienstag, 26.08.08
Draußen war alles weg, nichts zu sehen, milchiger Nebel waberte ums Haus. Wir wollten eigentlichkurz vor 1/8 h frühstücken, aber da viel los war in der Hütte (ausgebucht), hatten wir bis 8 h alles erledigt und machten uns an den Abstieg zu unseren Autos. Je tiefer wir kamen, desto mehr „Löcher“ entstanden, aus denen die Landschaft in Ausschnitten wieder auftauchte. Später kam auch die Sonne durch und brachte uns noch mal zum Schwitzen. Bergschuhe aus, Rucksäcke ins Auto und ab ging es in Richtung Neustift. Da es zum Einkehren noch zu früh war, schauten wir uns die Kirche und den Friedhof an. Dort entdeckten wir das Grab von Pfarrer Franz Senn, der Mitbegründer des Alpenvereins war und sich sehr verdient um die touristische Erschließung des Stubaitales gemacht hat. Kurz vor Innsbruck fanden wir noch eine Einkehr, aßen gemeinsam zu Mittag und fuhren dann ohne große Probleme nach Hause.

Obwohl es noch etwas zwickt und drückt in den Beinen und das mit dem Schlafen im Lager nicht so gut geklappt hat, bin ich froh und dankbar, bei dieser schönen Tour dabei gewesen zu sein. Vielen Dank an Hans Kratzer und alle in der Gruppe. Und wenn es im Programm wieder einmal heißt „Tour mit Hüttenübernachtung“, dann bin ich nicht mehr aufgeregt, sondern kann mich richtig darauf freuen.

Mit dabei waren: Erl Hermann, Haas Maria, Kanacher Ingeborg (Bericht), Kratzer Hans (Tourenleitung), Mehringer Albert, Neumann Rita und Joachim, Ottmann Christa, Ploner Helga und Kurt, Pompl Maria, Schlegel Erna, Schuster Christine und Horst.

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