Ratsch-Bladl Archiv – DAV Alpenkranzl Erding Alpenkranzl-Informationen 11/2006-05/2009

28.5.2008

Wanderung hinauf zum Refuge d’Ortu di u Piobbu, 1588 m

Filed under: Korsika,Tourenberichte — admin @ 06:02

Von Blumen begleitet durch lichtdurchfluteten Kiefernhochwald zu einer korsischen Berghütte

Das Forsthaus Maison Forestiere Bonifatu ist beliebter Ausgangspunkt für Touren im Herzen des Cirque de Bonifatu. Hier im Nordwesten der Insel beginnt das eigentliche „Gebirge im Meer“, jener Gebirgszug, der, einem Rückrat gleich, sich mit mehr als 50 Gipfeln über 2000 m – darunter sein Kulminationspunkt, der Monte Cinto mit 2706 m – von Nordwest bis Südost durch die gesamte Insel zieht. Vom gut erreichbaren Forsthaus zieht ein herrlich vielfältiges Tal entlang des Malagjia-Bachs sehr abwechslungsreich in nordöstlicher Richtung hinauf zum Refuge d’Orto di u Piobbu in 1588 m Höhe.

Refuge d'Ortu di u Piobbu

Das erste Wegstück ist ein breiter Forstweg entlang der rauschenden Figarella mit ihren glasklaren großzügigen Badegumpen, die zum Verweilen einladen. Gleich nach der Abzweigung vom gemeinsamen Weg zur Carrozzu-Hütte kehrt Einsamkeit ein. Gerade zwei Wanderern werden wir heute begegnen. In einem eng eingeschnittenen Tälchen geht es auf befestigtem Weg hinauf. Gegenüber blitzen die Bohrhaken eines Klettergartens in der Felswand. Bald weitet sich das Tal. Dort, wo der Weg sich auf der südexponierten Talseite in weit ausholenden Kehren durch die von rostrotem Porphyr geprägte Felslandschaft hinaufschlängelt, zeigt er sich von seiner bezaubernden Seite. Kontrastreich und mit intensiv typischer Färbung begleitet uns das Farbenspiel von duftendem Lavendel, stacheligem Ginster, buschiger Weißer und Roter Zistrose und hochgewachsenem Affodill, aus dunklem Violett, sattem Gelb, strahlendem Weiß und frechen Pinktönen. Bei etwa 1000 m wechselt der Wanderweg auf die andere, schattige Talseite. Urwüchsiger lichter Bergwald mit mächtigen Lariciokiefern nimmt uns auf. Für die nächsten 500 Hm stellt der schattenspendende Urwald die gewaltige Kulisse unseres steiler werdenden Anstiegs. Gefallenen Baumriesen kündigen die Waldgrenze an. So unvermittelt, wie er uns aufnahm, entlässt uns der Hochwald wieder aus seinem Bann. An einer Wegkehre auf einem Rücken weicht der Bergwald ganz einer offenen Landschaft mit kleinwüchsigem Gehölz aus Baumheide, Ginster und hellstämmigen Birken. Ein herrlicher Rastplatz. Der Blick schweift vom schneebedeckten 1951 m hohen Cappu a u Ceppu aus grauem Granit im Südwesten nach Nordwesten hinaus ins weite Tal der Figarella bis zu den rotfarbenen, 2010 m hohen Felszähne der Capu a u Dente, im Nordosten. Bald ist das Refuge d’Ortu di u Piobbu sichtbar.

Die dunkle Holzhütte mit ihren grünen Fensterläden ist offen, der Hüttenwart nicht da. Die Terrasse des Refuge ist ein prächtiger Aussichtsplatz. Hier lässt es sich trefflich verweilen. Die kleine mit rotem Blech gedeckte Hütte steht herrlich gelegen im weiten Rund des Talschlusses, umgeben von Birkenwäldchen mit Büscheln von jetzt in voller Blüte stehendem grüngelb leuchtendem Nieswurz.

Das Refuge d’Ortu di u Piobbu ist wie alle korsischen Berghütten im Besitz der Forstverwaltung und eine Selbstversorgerhütte. Die Nächtigung kostet laut Anschlag 9,50 €. Etwa 100 m von der Hütte entfernt, gibt es einen windgeschützten überdachten Kochplatz mit eingerichteten Gaskochstellen und auch ein Häuschen mit WC und Waschgelegenheit. Wer den korsischen Weitwanderweges GR 20 in Nordsüdrichtung von Calenzana aus bis zu seinem Ende in Conca geht, nächtigt hier zum ersten mal, bevor es auf der Zweiten Etappe weiter zur Carozzu-Hütte geht.

Für den Abstieg empfehlen wir nicht denselben Weg, sondern einen anderen, aussichtsreicheren, auf dem sich immer wieder schöne Blicke auf die Berge im Süden und zurück zur Hütte eröffnen. Man wählt dazu, nach dem Wechsel auf die orografisch rechte Talseite, die beschilderte Querung südlich unterhalb der Punta Pinzalona (1225 m) und den anschließenden Abstieg auf deren Südwestrücken hinunter zur Punta di Ficaghiola (861 m). Von dort leitet ein steiler aber bequemer Waldweg hinunter zum Forsthaus Maison Forestiere Bonifatu, das nach Überquerung einer Hängebrücke und einem kurzen Gegenanstieg erreicht wird.

Die Teilnehmer:
Budil Günther, Kirmair Josef, Ottmann Christa, Puchta Gernot, Stimmer Robert, Trinkberger Fridoline, Wenhart Erika, Zölch Katja Victoria.
Ihnen danke ich für ihre Begleitung und im Besonderen dem Kratzer Hans für die partnerschaftliche Leitung der Tour. Euer Reinald Zölch

Daten zur Tour:
Langer, gemütlicher Waldanstieg zur Hütte am Fuß des Capu a u Dente. Das leicht erreichbare Refuge gehört zu den schönsten Hüttenzielen im Norden Korsikas; Höhenunterschied 1050 Hm, Gesamtgehzeit 6 Stunden; empfehlenswerte Abstiegsvariante über Punta di Ficaghiola (861 m).

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