Durchquerung der bayerischen Voralpen
Samstag 10.5. bis Dienstag 13.5.2008
Nun, die kompletten bayerischen Voralpen haben wir nicht durchquert. Aber für die Kinder war diese erste von-Hütte-zu-Hütte-Tour schon eine echte Herausforderung. Eigentlich für die Eltern auch, denn für manche war es das erste Mal, dass sie mit so viel Gepäck wandern mussten.
Samstag, 10.5.2008
Alle sind schon eine halbe Stunde vor Abfahrt des Zuges in Holzkirchen. Manche waren so aufgeregt, dass sie 1,5 Stunden vorher da waren, um ja die BOB nicht zu versäumen. Zum Glück gibt´s im Bahnhofskiosk Frühstück … Eine junge Hochzeiterin verdient sich das Geld für den Kauf ihrer Brautschuhe durch den Verkauf von Kleinkram in der Bahn. Von Hanuta bis Tangaslip hat sie alles im Körberl dabei. Wir unterstützen die Sicherung unserer Renten großzügig durch den Kauf eines Hanutas!
Von Geitau Bahnhof wandern wir bei strahlendem Sonnenschein vorbei an einem brennenden Stadel, am Segelflugplatz entlang und in schweißtreibendem Tempo hinauf zur Angelalm. Die ersten Schneereste befinden sich auf ~ 1200Hm. Auch auf den Südflanken liegt weiter oben Schnee, es wird eine anspruchsvolle Wanderung. Der Übergang zum Spitzingsee ist noch komplett schneebedeckt – und keine Spuren drin. Wir sind dieses Jahr anscheinend die ersten, die vom Schnittlauchmoos hinüber zum See wollen.
Der einbrechende Rand eines Schneefeldes bringt Mike vorübergehend in den Kopfstand, als er den Übergang für die Kinder präpariert. Gut, dass wir anderen unten brav warten und das nicht sehen! Erleichtert sind wir, als alle heil oben angelangt sind. Einige waren noch nie auf Hochtour, so machen sie so was zum ersten Mal. Eine einzige Gruppe sehen wir im Spitzinggebiet, in normalen Sommern treten sich hier an Pfingsten die Leute tot! Nun gehts zügig zum Gasthaus Igler abwärts, dort stößt Familie Schmidbauer zu uns. Aus dem Schwimmbecken hat die Wirtin diese Woche den letzten Schnee rausgeschaufelt, das wenige Wasser darin ist noch eiskalt. Hier ist noch Frühlingsbeginn, die Wirte sind gerade dabei, sich für die Sommersaison zu rüsten.
Pfingstsonntag, 11.5.2008
Gut gestärkt von Putengeschnetzeltem am Abend und Frühstücksbuffet am Morgen wandern wir runter zur Albert-Link-Hütte und westlich steil hinauf zur Haushamer Alm. Schweißtreibend gehts hinauf zum Rosskopf, oben angekommen begrüßt uns ein heftiger Regenschauer mit kaltem Wind. Das Wetter zwingt uns kurzzeitig in die Bergstation eines Tellerliftes. Das nutzen die Kinder natürlich für Blödeleien. Runter zum Suttensattel sieht man die Hässlichkeit des Skibetriebs, alles steht still und sieht öde aus. Es sind auch heute nur wenige Leute unterwegs. Der steile Abstieg vom Suttenstein Richtung Bäckeralm verlangt volle Konzentration von den Kindern. Endlich, die Alm ist erreicht. Wie üblich sind jene, die am müdesten schienen, nämlich unsere Kids, diejenigen die als erste aufstehen und zum Spielplatz eilen. Wie man sieht überfordert sie das Unternehmen nicht, bisweilen fehlt nur die Motivation. In der Gruppe geht es aber eh leichter und der Abstieg (steile, geteerte Straße) gefällt den Kindern. Mike lotst uns dann noch ein Stück weglos durchs Gelände, um uns möglichst viele Höhenmeter vom Gegenanstieg zu sparen. Misstrauisch beäuge ich sein Tun, aber tatsächlich treffen wir bald den gewünschten Weg. Also, das macht er schon gut!
Auf der Siebli Winterstube gehts rustikal zu. Wir sind hier Selbstversorger, die Hütte gehört dem Rodelclub Rottach-Egern. Nach einem halben Dutzend vergeblicher Anfragen im Suttengebiet hat sie Mike aufgetan. Er hat vorher unsere Schlafsäcke und die Lebensmittel hergefahren. Zum Glück hat der Regenschauer nur kurz gedauert, gleich sind die Kinder vor der Hütte und arbeiten am Bächlein ,das direkt vor der Haustüre fließt. Derweilen versuchen die Männer den Herd in Gang zu setzen. Da dieser keinen eigenen Abzug hat muß erst der Kachelofen angefeuert werden. Als dieser ausreichend heiß ist, muß der unter dem Herd liegende Abzug erhitzt werden, weil die Abluft sonst freiwillig nicht diesen Weg nimmt. Die ganze Hütte ist erfüllt von Qualm, es funktioniert nicht richtig. Da kann man sich gut vorstellen, wie gemütlich es früher in einer Rauchkuchl war! Erst ein nochmaliges Feuerchen im Abzugskanal bringt den Qualm in die richtige Richtung. Es gibt das Lieblingsessen aller Kinder: Nudeln mit roter Soße (gesponsert von Margot). Danach gibt es noch alle möglichen Leckereien (gesponsert von den anderen). Die Eltern bekommen sogar zu acht 2 Flaschen Wein. So wird es ein richtig gemütlicher Hüttenabend, die Kinder schlafen alle nebeneinander in einem Lager, da gehts solange munter zu, bis Michael für Ruhe sorgt.
Pfingstmontag, 12.5.
Schon beim Frühstück lacht die Sonne durchs Fenster. Wir gehen zum Wasserfall, der direkt hinterm Haus liegt. Ich bin beeindruckt, dass es so was in den bayerischen Voralpen gibt. Kannte bisher nichts Vergleichbares hier. Für alle die ihn bisher auch nicht kennen: Liegt am Weg von Sutten zum Wallberghaus bzw. Risserkogel.
Leider fällt die Überschreitung des Risserkogels den Schneemassen zum Opfer. Das Wetter ist deutlich wärmer als gestern, so schlendern wir zur Sieblialm, wo wir auf der Wiese ein paar Gemeinschaftsspiele machen. Wer vertraut blind seinem Vordermann? Es ist schon eigenartig, diese Gefühl, wenn du dich mit den Füssen tastend durchs Gelände bewegst. Die Kinder bauen dann alle gemeinsam am Bach eine Reihe von Staumauern, es ist eine richtig große Batzerei, so recht nach Kindergeschmack.
Mittags laufen wir der Fahrstrasse entlang zum Wallberghaus hinauf. Da braucht es schon viele Motivationsschübe bei dem langweiligen Weg und der südseitigen Hitze. Lieber wären wir ja über den Grat, aber der Schnee … Wir finden unterwegs einen grossen Fleck mit Bärlauch, einen Baum unter dem Wasser hervorquillt, ein Schneefeld das es wieder mutig zu queren gilt.
Am Wallberghaus gibt es zur Belohnung ein Eis. Es befinden sich kaum Wanderer hier, der Schnee hat eben auch seine Vorteile. Mehrer Eltern dürfen noch den Setzberg erklimmen während die Kinder um die Hütte herum spielen. Nur der Jüngste, Moritz, will unbedingt wie Papa auf den Gipfel, alle Achtung! Unter Aufsicht dürfen die Kinder sich am Kletterfelsen hinterm Haus probieren, das geht schon gut. Außer uns übernachten nur 2 Pärchen dort oben. Ein bisschen leer und ungemütlich (mit dem Selbstbedienungstresen) wirkt es auf mich. Dafür ist das Lager toll, unsere Gruppe schläft in einem großen, hellen Raum zusammen, die Kinder können sich je einen Schlafpartner aussuchen, es gibt Zweierbetten nebeneinander.
Dienstag, 13.5.
Murmeltiere könnten wir des morgens beobachten, sagte die Wirtin am Vorabend. Tatsächlich sehen wir welche, eines kommt bis zum kleinen Schuppen kurz vor der Hütte. Das freut uns Erwachsene genauso wie die Kinder. Irgendwann reißen wir uns los, die heutige Etappe zu Fuß ist klein: Zur Kapelle, weiter in leichter Kraxelei zum Gipfel des Wallbergs und wieder runter zur Seilbahnstation. Ab jetzt gibt es für die Alpinflöhe, die allesamt toll durchgehalten haben, ein paar Leckerbissen: Wir fahren mit der Seilbahn runter! Wir essen ein Eis in Rottach-Egern! Wir setzen mit dem Schiff über nach Tegernsee! Wir besuchen noch einen Spielplatz!
Wir fahren wieder mit der Bahn bis Holzkirchen. Die Abschiedsrunde fällt im Getümmel des Bahnhofvorplatzes recht kurz aus. Anscheinend hat es allen gut gefallen, mir im übrigen auch. Bis zum nächsten Mal!
Leitung und Tourenbericht: Michael Grötsch und Constanze Klotz
Teilnehmende Familien:
Daimer, Moritz und Walter
Fiedler, Carina und Margot
Luttmann, Marc und Gitte
Mayr, Diana, Mariano und Wolfgang
Schmidbauer, Moritz, Korbinian, Gitti, Thomas
Klotz, Anton und Constanze und Grötsch Michael