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14.9.2008

Klettersteigwoche Sextener Dolomiten

Filed under: Tourenberichte — admin @ 14:52

Sonntag – Freitag, 07.-12. September 2008; mit Hans Sterr und Michael Kreuz

Ein schönes Gefühl ist es nicht, wenn man eine Woche unterwegs sein will und dann am Zielort gleich von schwerem Regen (am „Sonn“tag!) empfangen wird … und so muss gleich mal umgeplant werden: Statt zu Fuß zur Rotwandwiesenhütte über Sexten aufzusteigen, nehmen wir die Seilbahn (so manche/r soll gar froh darüber gewesen sein!). Nur die eisenharte Sonja steigt tatsächlich zu Fuß hoch – Respekt! Wegen des schlechten Wetters sind außer uns nur noch drei Hüttengäste da, und so können wir uns in der Hütte ausbreiten.

Montag

Für den nächsten Tag sollte das Wetter besser werden, aber beim Aufwachen: Eine Nebelbrühe draußen … hilft aber nix, und deshalb geht’s um neun Uhr los mit der ersten Tour auf die Rotwand, den „Zehner“ in der Sextener Sonnenuhr (benannt nach dem Sonnenstand über dem Gipfel zur jeweiligen Uhrzeit). Und siehe da: Kaum hundert Meter über der Hütte lassen wir das Nebelmeer unter uns und können von da an im strahlenden Sonnenschein herrliche Ausblicke genießen.

Wanderer über dem Nebelmeer

Wir steigen über die Rotwandköpfe auf und bezwingen das erste Klettersteigstück, und da zeigt sich schon, dass sich alle sehr sicher auf dem Klettersteig bewegen. Da werden wir also keine Probleme haben diese Woche … als wir uns dem Gipfel der Rotwand nähern, ziehen immer wieder Wolkenschleier durch, und auch am Gipfel selbst ist uns nicht allzu viel der berühmten Rotwand-Aussicht vergönnt. Schade drum – aber wenn man an gestern denkt, dann passt es schon.

Am Burgstall

Wir steigen nach der Gipfelbrotzeit wieder ab, nehmen unten dann aber statt der Rotwandköpfe den Weg über den Burgstall. Wieder zurück an der Hütte gibt’s dann erst mal Capuccino – und Birgits mittlerweile legendären „Tourenkuchen“. Weil die Hütte über eine Dusche verfügt (die so wie das Teewasser übrigens nichts kostet!), nutzen alle die Waschgelegenheit noch ausgiebig. Nach dem Abendessen veranstaltet Co-Führer Michael noch einen Schafkopfkurs, der großen Anklang findet, und Moni und Hans zeigen den bedauernswerten Laien, wie das Watten richtig geht (drei Beidel zu null).

Dienstag

Heute steht die Königsetappe auf dem Programm: Die längste Tour samt allem Gepäck über die „Strada degli Alpini“, den Steig also, der von den Alpinsoldaten im Ersten Weltkrieg angelegt wurde – wie so viele Anlagen in den Dolomiten ja ihren Ursprung zu Kriegszwecken haben. Wenn die Menschen auf alles so viel Energie und Einfallsreichtum legen würden wie dazu, sich gegenseitig umzubringen: Wir wären ein Stück weiter …

Aussicht am Alpini-Steig

Im Äußeren LochDer Weg führt uns zunächst über die bereits bekannten Rotwandköpfe und dann Richtung Elferscharte, wo der Weg sehr steil und schotterig wird und uns entsprechend quält. Aber irgendwann hat alles mal ein Ende, und dann kommt der Genießerteil: Der Alpini-Steig zieht sehr schön entlang eines Bandes durch das „Äußere Loch“, und natürlich machen wir an der spektakulären Engstelle das berühmte Bild (zum Teil verschönert durch den seltsamerweise dort hängenden Regenschirm).

Nach dieser Engstelle endet der Klettersteig bald und wird zum reinen Wanderweg. Wir gehen auf ihm weiter zur Zsigmondy-Hütte, wo wir Moni und Erich wieder treffen, die wegen Unpässlichkeit den Weg übers Tal hierher gewählt hatten. Nach einer Hüttenbrotzeit machen wir uns auf zum Endziel des Tages: Zur Büllelejoch-Hütte, der mit 2510m höchst gelegenen Hütte der Sextener Dolomiten und zugleich sicher die kleinste; gerade mal 13 Plätze gibt es dort im Lager, weshalb uns schon bei der Reservierung fünf Plätze im Notlager auf den Esstischen „angedroht“ worden waren.

An der Büllelejoch-Hütte

Doch wir haben Glück: Eine Gruppe erscheint nicht, weshalb wir deren Plätze im Lager bekommen, wo nun alle schlafen können (wenn sie denn können: Der Tourenleiter kann nicht oder nur wenig). Die Hütte ist von einer Gruppe junger Leute bewirtschaftet, und außer dass sie alle etwas chaotisch sind, machen sie ihre Sache – vor allem das Essen – gut.

Vor dem Abendessen steigen noch ein paar von uns zum Hausberg der Hütte, der Oberbachernspitze, in etwa einer halben Stunde auf, und genießen die Aussicht auf Zwölfer- und den unmittelbaren Nachbarn Einserkofel. Sehr lohnend!

Abend am Zwölferkofel

Mittwoch

Der Tag empfängt uns mit Sonnenschein, nur etwas diesig ist es. Wir laden die Rucksäcke auf und machen uns auf den Weg Richtung Gamsscharte am Paternkofel. Plötzlich unterbricht eine tiefe Scharte den so einfach scheinenden Weg – Klettersteigset und Helm ist ab jetzt angesagt. Auf teils sehr luftigen Bändern in stetem Auf und Ab erreichen wir die Gamsscharte, wo von der anderen Seite die Paternkofel-Aspiranten herauf kommen. Wir dagegen steigen durch ein schotteriges Kar ab und erreichen über einen Gegenanstieg die Passportenscharte; durch ein Felsenfenster sehen wir zum ersten Mal die Drei Zinnen in voller Pracht.

Felsenblick

Und danach geht’s noch mal in einen Tunnel, den uns Michael mit seiner Stirnlampe etwas ausleuchtet und der uns wegen seiner geringen Höhe stellenweise auf alle viere zwingt. Am Paternsattel verlassen wir den Tunnel und gehen zur Lavaredo-Hütte zur Mittags-Einkehr.

Im Tunnel

Nach ausgiebiger Rast führt uns der Weg weiter an der Südseite der Zinnen vorbei zur Auronzo-Hütte mit den Riesenparkplätzen und entsprechendem Betrieb. Wir lassen die Hütte deshalb liegen und wenden uns nach links, um über den Bonacossa-Weg die Fonda-Savio-Hütte in der Cadin-Gruppe zu erreichen. Der Weg ist sehr abwechslungsreich, nur an einer Steilstelle muss gut aufgepasst werden, weil Wasser über die abschüssigen Felsen läuft und sie rutschig macht. Wir meistern aber – natürlich! – die Stelle ohne Problem und können den Weiterweg auf einem luftigen Band genießen.

Rutschige Sache

Fonda-Savio-HütteNach der Forcella de Rinbianco steigt der Weg nun in den Talkessel an, der uns zur Hütte leitet. Die Hüttenwirtin Mariane empfängt uns, eine Frau, die man wohl nur unzureichend mit „resolut“ beschreiben wird und deren „Schnodern“ einst einen eigenen Tod wird sterben müssen. Aber nett ist sie!

Wir beziehen unser Lager (sehr eng, aber wir haben einen eigenen Raum), lassen uns eine feine Halbe schmecken und freuen uns auf das Abendessen – zurecht, wie sich bald herausstellt: Ausgezeichnete Küche! Draußen tobt währenddessen ein kräftiges Gewitter, vor dem die Schuhe einer Teilnehmerin (zu spät) gerettet werden müssen. Der Abend klingt beim Uno-Spielen aus, nur der Tourenleiter Hans muss wegen fehlenden Schlafs der gestrigen Nacht früh die Segel streichen.

Donnerstag

Heute steht der Merlone-Klettersteig auf dem Programm, und so manche dachte schon vorab mit etwas Schaudern an die angekündigten ausgesetzten Leiternreihen. So schlimm war’s aber dann gar nicht – „doch!“ – na gut, ausgesetzt ist es schon, aber mit Anleitung und Zuspruch der beiden Tourenleiter Hans und Michael ging’s dann schon – oder? „öh … jaa“.

Ausgesetzt, aber es basst scho

Die Gipfelrast an der nord-östlichen Cadin-Spitze fiel relativ kurz aus, weil ein kalter Wind über den Berg blies. Da war die Rast am Wandfuß in der Sonne dann doch viel besser – und Erich konnte dort auch gut die Bergdohlen dressieren; mit Speck fängt man anscheinend nicht nur Mäuse!

Fütterung der wilden Tiere

Abstieg von der Nevaio-ScharteDer kleinere Teil der Gruppe beschloss dann, heute mal einen kürzeren Tag einzulegen und stieg ab zur Hütte, während die anderen den Durissini-Weg rund um die Cadin-Spitzen in Angriff nahm. Der Weg über die Forcella del Nevaio hat zunächst einmal etliche Klettersteig-Elemente, und weiter unten war der Weg durch Erosion unterbrochen, weshalb wir einen steilen Schotterhang auf den Sohlen abgefahren sind, was aber alle gut gemeistert haben. Über insgesamt fünf Scharten erreichten wir dann die Forcella del Torre, von wo aus man die Hütte wieder sehen konnte. Wer übrigens keine Gegenanstiege mag, sollte den Durissini-Weg meiden: Rauf, runter, rauf, runter … statt Schäfchen hat einer schon die Kehren der Serpentinen gezählt.

Wieder zurück an der Hütte belohnen wir uns erst mal mit dem Getränk der Wahl, und nach Waschen und allfälliger Pflege steht das Abendessen wieder an – schon wieder gut! Das trägt zur eh schon guten Laune bei, und so frönen wir heute Wein und Gesang zu gleichberechtigten Teilen. Ein spontan dazu kommender Gitarrespieler und unsere westfälischen Tischnachbarinnen tragen zum Gaudium noch das ihre bei. Nur die Hüttenruhe zwingt uns heute ins Bett.

Freitag

Am Morgen scheint die Sonne, aber der Wetterbericht verheißt nichts Gutes: nachmittags sollen starke Gewitter kommen, gefolgt von einem Wettersturz mit Schnee bis auf 1400m Höhe. Eine Entscheidung kündigt sich an … Wir genießen aber zunächst einmal wieder den schönen Bonacossa-Weg zurück zur Auronzo-Hütte, wo die Entscheidung zum Abbruch der Tour dem Tourenleiter zwar schwerfällt (der sich durchaus ein schweres Gewitter mit Wettersturz an den Drei Zinnen hätte anschauen mögen), sich aber dann doch den Argumenten für einen Abbruch nicht entziehen kann.

Zinnentraum

Wir beschließen dann aber zumindest noch den westlichen Weg um die Zinnen herum zu nehmen. Als wir auf halbem Weg zur Dreizinnenhütte sind, ziehen sich aber schon die Wolken um die Zinnen zu, und an der Hütte angelangt beginnt das Gewitter. Erfreulicherweise aber nicht direkt über uns, so dass wir zwar im Regen, aber ansonsten ungefährdet den Abstieg angehen. Etwas durchfeuchtet, aber ohne Probleme erreichen wir den Parkplatz am Fischleinboden. Wir kehren ein, und nach einer kurzen Brotzeit nehmen die drei Autofahrer den Bus und holen die an der Rotwandbahn geparkten Autos. Wir verladen das Gepäck, verabschieden uns und machen uns auf die Heimfahrt.

Letzter Blick

Dabei waren: Monika Hofer, Erich Schulze, Sonja Schupsky, Peter Gebel, Birgit Welnhofer, Hans Mau, Renate Obermeier, Sabine Köbele und Günther Budil

Tourenleitung: Hans Sterr (Bericht) und Michael Kreuz

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