Ratsch-Bladl Archiv – DAV Alpenkranzl Erding Alpenkranzl-Informationen 11/2006-05/2009

9.3.2009

Winterfreizeit der „Alpinflöhe“ in Kartitsch

Filed under: Kranzlerkids,Tourenberichte — admin @ 12:31

Sonntag 22.2. bis Donnerstag 26.2.2009 – Schnee in Erding! Schneechaos in den Nordalpen! Und wir fahren nach Osttirol, wo es schon länger nicht mehr geschneit hat. Ob da noch genug Schnee liegt?

Auf der Anfahrt ist die Schneelage sehr unterschiedlich, doch spätestens bei der Einfahrt zum Außerwalcher Hof ist auch für die letzten Zweifler klar: Es liegt Schnee und zwar jede Menge. Gut 3 Meter hatte es im Dezember geschneit, soviel wie seit 40-50 Jahren nicht mehr. Zwischen eineinhalb Meter hohen Wänden gehen wir ins Haus. Herrlich!

Die Wirtsleute begrüßen uns herzlich, vor 2 Jahren waren wir schon hier und beschlossen damals, mit der Familiengruppe wieder zu kommen. Das alte Bauernhaus ist groß, so könnten die Kinder bei schlechtem Wetter auch im Flur spielen. Ihr Lieblingsplatz ist allerdings über dem Grundofen auf dem Hochbett in der 200 Jahre alten holzgetäfelten Stube.

Lieblingsplatz

Leider sagte eine Familie kurzfristig ab, so treffen sich nur Mayr, Irl und Klotz/Grötsch hier in Kartitsch. Wir haben die Freizeit einen Tag nach hinten verschoben, da sind Mayrs und Grötschens „gemütlich“ am Vorabend angereist.

Am Sonntag versuchen wir gleich unser großes Gemeinschaftsprojekt zu bauen: ein Iglu. Auf der Wiese direkt unterhalb des Hofes hatten wir vor 2 Jahren unser erstes Iglu errichtet. Doch diesmal kommt der Bau nicht über die Grundmauern hinaus. Es hat zwar viel mehr Schnee als damals, aber die Konsistenz ist zu körnig, die Blöcke halten nicht zusammen. Enttäuscht brechen wir ab, bauen stattdessen eine Schlittenbahn. Nach der Brotzeit packen wir die Skier und fahren am Nachmittag am Dorfberglift bzw. in der Loipe.

Schlittenfahren steht für Montag auf dem Programm. Laut der Infobroschüre gibt es drei tolle Schlittenbahnen in Kartitsch und Sillian. Leider hat der viele Schnee auch Nachteile: Das häufige Schneeräumen ist aufwändig und so sind die Bahnen nicht geräumt!. Was für uns Erwachsene zuerst ein Nachteil scheint, entpuppt sich für die Gruppe als Vorteil: Eine kurze Bahn entspricht viel mehr den Bedürfnissen der Kinder. Eine überschaubare Strecke hoch zu laufen – das geht tatsächlich ohne Gemecker. Und schon kommt die Abfahrt. Und wieder eine. Und noch eine , und noch eine. Alleine, zu zweit, mit Dreier und Vierer-Schlittenketten: Die Kinder sind begeistert!

Heute morgen sind wir zum ersten Mal Murmi begegnet. Manche halten Murmi für einen Koalabären (da er vermutlich aus Australien zu uns kam), die Kinder sind sich aber einig, dass es sich um ein Murmeltier handelt. Es hat sich auf meinem Arm eingenistet, verliert aber nach kurzer Zeit seine Scheu und fühlt sich auch bei den Kindern wohl. Wer Murmi kennenlernen will, sollte mal bei einer unserer nächsten Touren mitmachen.

Nachmittags geht´s in „frische“ Wasser: Das kleine Hallenbad in Sillian ist manchen zu kühl, aber die Kinder toben und haben ihren Spaß.

Schon in aller Frühe machen sich am Dienstag die Väter auf um eine Skitour gemeinsam zu unternehmen. Wann das wohl zum ersten Mal mit Kindern klappt? Dafür übe ich mit 5 Kinder fleißig am Kanterlift. Von „richtigen“ Skifahrern verschmäht wegen seiner geringen Länge und Steilheit wird dieser Lift für uns das ideale Gruppengelände: Bis auf die Waldabfahrt, die Anton am letzten Tag entdeckt, kann man alles überblicken. So können die Kinder endlich mal ohne ständige Überwachung selbstständig unterwegs sein und ich bin bei Problemen doch schnell zur Stelle. Regelmäßig nehme ich einen Schlitten im Tellerlift mit nach oben um dann gleich mit einem Paar Skiern in den Händen wieder abzufahren. Für die Kinder steht damit einiges zur Wahl: Schlittenfahren (ohne das lästige Hochziehen!), die Waldabfahrt unter sehr niedrigen Bögen (Birkenbäumchen sind durch die Schneelast ganz heruntergebogen und bilden circa einen Meter hohe Bögen) und mit der Spannung des Ungewissen, die Schussabfahrt, bei der vor allem die richtige Körperhaltung und – spannung trainiert wird ohne die es einem leicht zerlegt; die Wellenbahn bei der man richtig aufpassen muss um nicht in hohem Bogen drüber und auf die Nase zu fliegen, die S-Strecke und noch der Slalom, den unser „Coach“ Marion immer wieder neu steckt um den Kindern möglichst viele unterschiedliche Anreize zu geben. Selbst das Fahren im Tiefschnee üben wir und so vergeht die Zeit im Flug.

Es beginnt gegen Mittag leicht zu schneien, leider hatten unsere Väter kein Wetterglück und mussten über die Piste abfahren, so schlecht waren die Sichtverhältnisse.
Wieder vereint nutzen wir den Nachmittag für gemeinsame Aktionen. Als Renner stellt sich das Spiel “Adler und Gämsen“ heraus: Bei einer richtigen Aussage (zum Beispiel: „Der Wald ist grün“) fangen die Adler die Gämsen, bei einer falschen Aussage („Der Himmel ist grün“) fangen die Gämsen die Adler. Da stellen sich die Kinder (= Adler) nicht schlechter an als die Erwachsenen (= Gämsen). Ihr glaubt nicht, wie leicht man die falsche Reaktion hat – und schon ist man gefangen und muss nun beim gegenteiligen Kommando reagieren. Das Ganze wird im Winter mit Schneeschuhen an den Füßen gespielt und so sind die Erwachsenen innerhalb kürzester Zeit fertig.

Adler und Gämsen

Wir fertigen ein sehr großes kreisrundes Labyrinth, das als Landart sogar vom Hang gegenüber zu sehen ist (unterhalb des Bauernhofes im Bild). Unsere Fischskulptur gerät etwas zu groß, so dass die Schuppen immer größer gefertigt werden. Dafür macht das Ansprühen mit Farben (Lebensmittelfarben im Sprüher) viel Spaß. Eine Mama Schnecke mit Kind entsteht und während einige Kinder mit dem LVS-Gerät auf Piepssuche gehen, baut Mike noch einen richtigen Thron, auf dem wir uns gegenseitig mit unserem Hofstaat ablichten lassen. Die unvermeidliche Schneeballschlacht rundet unseren Spielenachmittag ab.

Am Mittwoch strahlt die Sonne vom Himmel und es ist richtig schön (kalt). Wir eilen schon in der Frühe zum Dorfberg um uns in den Käfig verladen zu lassen, den die Schneeraupe vorne, statt einer Schaufel, befestigt hat. Es ist wie auf dem Volksfest – ein kribbelndes Gefühl im Magen – so fährt uns die Raupe steil den Hang hinauf.

Käfighaltung

Oben machen sich alle mit den Schneeschuhen vertraut, dann beginnen wir unsere Schneeschuhwanderung. Wir erforschen Tierspuren. Da heute vor uns noch niemand hier war, gibt es etliche zu sehen. Allerdings sind wir uns auch nach eingehender Vermessung der Größen bei einigen Spuren nicht sicher ob es sich nun um Rehe oder Gämsen handelt. Vom Gelände her könnte es beides sein. Eine Hasenspur ist sehr charakteristisch und eine kleine Spur weist auf ein Eichhörnchen hin.

Unterwegs laufen wir ein kleines quadratisches Labyrinth, es ist einfach schön, welch herrliche Muster man im Schnee entstehen lassen kann.

Quadratur des Kreises

Auf einer einsamen Lichtung schlagen wir unser Quartier auf. Wir bewundern die Kraft des Windes, der den Schnee auf dem Heuschober gänzlich zur Seite geschoben hat und die Plastizität des Schnees, der sich einfach weigert, zu Boden zu fallen und eine Wendung um 180 Grad nach unten macht: Entlang der Gleitschichten fächert sich der Schnee auf und so klebt die unterste Schicht oben und die neueste Schneeschicht unten.

Von selbst und unverzüglich legen die Kinder ein Spielfeld für Adler und Gämse an, so gut hat ihnen gestern das Spiel gefallen. Mir übrigens auch und ich finde es toll, dass die Kids Eigeninitiative ergreifen! Mit den Schneeschuhen schreiben die Kinder unter Hilfe von Mike und Wolfgang ihre Namen in den Schnee – sieht wirklich klasse aus in dieser ansonsten unberührten Landschaft. Beobachtungsfähigkeit und Merkvermögen schulen wir anhand eines Parcours, entlang dessen Pfad 6 weiße Gegenstände liegen, die gesehen, gemerkt und auswendig aufgesagt werden sollen. Wer nicht gleich alle hat, geht einfach nochmals durch und so hat am Ende tatsächlich jeder auch das Hühnerei gesehen, das ein kleines, unscheinbares Loch neben dem Pfad ausbildete. Selbst die Erwachsenen sind neugierig und dürfen dann ebenfalls durch den Parcour laufen, sie müssen dann den Kindern berichten was sie gesehen haben.

Bergnamen

Nach der Brotzeit beschäftigen wir uns mit zwei Gruppen mit der Handhabung des Lawinenverschüttetensuchgeräts. Wie immer in spielerischer Weise, diese Art des Suchens gefällt allen Kindern.

Als uns die Schneeraupe wieder den Berg hinunterfährt kommen wir uns wirklich wie im Zoo vor: Die Skifahrer auf der Piste schauen uns an wie exotische Tiere! So also fühlt es sich innerhalb des Käfigs an. Ein Perspektivenwechsel ist immer lehrreich.

Am Donnerstag wollen die Kinder einstimmig nochmals zu UNSEREM PAMPERLLIFT = Kanterlift. Zeitweise ist es wirklich unser Privatlift: Dann fährt nur unsere Gruppe hier. Das selbstbestimmte Fahren ist herrlich. Ein wenig mischen die Eltern zwar immer wieder hinein, doch es bleibt viel Freiraum für das eigene Tun. Am Nachmittag wechseln wir zum Dorfberglift, da kann jeder sein frisch erworbenes skifahrerisches Können unter Beweis stellen.

Da unsere Gruppe inzwischen aus dem Kleinkinderalter herausgewachsen ist suchen wir einen passenderen Namen als Ersatz für die „Alpinflöhe“. In dieser Woche haben wir ein „Brainstorming“ dazu durchgeführt. Aus dem Dutzend Vorschlägen wählen wir am letzten Abend drei aus, die wir zur Abstimmung per Mail stellen werden.

Jedes Gruppenmitglied soll sich ein Lieblingslied aussuchen und mit dieser Liste werde ich für uns ein kleines Heft zusammen stellen. Wir beschließen unsere Fahrt am Donnerstagabend mit einer Reflexionsrunde und unserem gemeinsamen Abschlusslied:
„Wann und wo, wann und wo sehen wir uns wieder und sind froh?!“

Stubenküken

TeilnehmerInnen:
Mayr Hella, Diana, Wolfgang, Mariano
Irl Marion, Steffi, Werner, Benedikt
Klotz Anton, Constanze und Grötsch Michael

Leitung und Tourenbericht: Mike und Constanze

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